Falken Gegen Rechts
Aufstehen gegen Faschos
Was tun gegen rassistische Gewalt? Was tun gegen den verschärften Rechtsdrall, den wir in der „großen Politik“ beobachten, den wir aber auch in der Jugendkultur und überall in der Gesellschaft erleben?
Rechte Banden terrorisieren Menschen, die fremd aussehen und ziehen marodierend mit Hitlergruß und menschenverachtenden Parolen durch die Städte. Manche Orte werden von den Stiefelnazis geradezu beherrscht. Viel zu oft bekommen sie Applaus von braven BürgerInnen. Einzeln traut man sich oft nicht, einzuschreiten und laut zu werden.
- „Gemeinsam sind wir stark“ – Wir bieten in unseren Jugendgruppen denen Rückhalt, die eingreifen und zeigen wollen, dass sie anders denken und leben.
- „Kein Fußbreit den Faschisten“ – Wo Nazis demonstrieren wollen, schmieden wir Bündnisse und schauen, dass wir zuerst da sind. Diesen Leuten gehört die Straße nicht.
- „Rhythm against Racism“ – Wir veranstalten Konzerte und Partys, auch um den Dumpfbacken den öffentlichen Raum nicht zu überlassen. Und weil es sich bunt und herrschaftsfrei einfach besser feiern lässt.
- „Open Borders – Open Doors“ – Wir ziehen im Stadtteil los und überzeugen Geschäfts- und KneipeninhaberInnen davon, Menschen die bedroht werden Zuflucht zu bieten.
Nicht buckeln und treten
Gemeinsame Interessen durchsetzen
Wenn Menschen buckeln sollen und getreten werden, beginnen sie oft selbst zu treten. Natürlich sind Bedrohungen der erreichten Lebensbedingungen und fehlende Chancen ein idealer Nährboden für einfache Feindbilder. Viele halten den Verdrängungswettbewerb um den Ausbildungsplatz im Wunschberuf oder um einen sicheren und auskömmlichen Job für ein unabänderliches Schicksal. Daher liegen diejenigen im Trend, welche es sich leicht machen, die KonkurrentInnen sortieren und z.B. je nach Herkunft oder Hautfarbe von diesen behaupten, sie wären zu viele, ihnen würden diese Chancen nicht zustehen.
- Wir machen uns in unseren Gruppenstunden und Seminaren schlau, um zu begreifen, warum es in einer reichen Gesellschaft Arbeitslosigkeit gibt, obwohl andere gern weniger schuften würden.
- Eine vielseitige Bildung und Ausbildung, einen besseren Lohn und früheren Feierabend müssen wir gegen kapitalistische Profitinteressen durchsetzen, nicht gegen einzelne KollegInnen. In der Schule und im Betrieb ist eine starke Interessenvertretung immer besser, als sich spalten zu lassen und wegzustecken.
- Mit uns kannst du es erleben: Verhältnisse, die von Menschen gemacht sind, können von Menschen verändert und umgeworfen werden. Mit dieser Gewissheit bekämpfen wir die zynische Auffassung, der Platz an der Sonne würde nie für alle reichen.
Gegen den Normalzustand
Ausgrenzung überwinden
Es wäre gefährlicher Unsinn zu behaupten, Rassismus und rechtes Gedankengut wären vor allem ein Problem gewaltbereiter, arbeitsloser, männlicher Jugendlicher vornehmlich aus Ostdeutschland. Zur RassistIn wird man nicht erst durch Arbeitslosigkeit. Das Denkmuster „Wir, die Deutschen“ und „Sie, die Anderen“ bekommen wir alle naselang vorgekaut – und käuen es wieder. Fascho-Skins erschrecken nicht so sehr durch das Abweichen von der Norm, sondern durch deren Übersteigerung und durch die „Bereitschaft“, die „Formen des Umgangs“ mit Nicht-Deutschen nicht dem Staat zu überlassen. In ihren gewalttätigen Aktivitäten wird nur die Spitze eines Eisbergs sichtbar, der deutsche Normalzustand ist von alltäglicher Ausgrenzung und rassistischen Einstellungen geprägt. Jede/r von uns hat eigene Vorurteile und Ressentiments verinnerlicht.
- Nichtrassistisches Verhalten kann man lernen! Wir bieten in unseren Bildungsstätten Anti-Rassismus-Trainings an, die genau am eigenen Fühlen und Handeln ansetzen, aber auch deren Wurzeln in gesellschaftlichen Verhältnissen nachgehen.
- Wir organisieren gemeinsam mit anderen Verbänden Projektschultage, die unter dem Label „Für Demokratie Courage zeigen“ Denkanstöße gegen Ausgrenzung und für couragiertes Handeln geben.
- Wir versuchen, unsere Freizeitangebote so zu gestalten, dass sich Kinder und Jugendliche unabhängig von unterschiedlichen Migrationshintergründen bei uns zu Hause fühlen und mitgestalten können.
Ins Wort fallen
Rassistische Rhetorik in Nadelstreifen
Gern greifen Glotze und Gazetten immer wieder das schräge Bild auf, dass es die „Fremden“ sein sollen, die für den Mangel an Arbeitsplätzen, die Leere der Staatskassen usw. verantwortlich seien. Dann werden die Stimmen vieler PolitikerInnen, die an der Macht sind oder dort sein möchten, gern gehört, dass sie „diese Probleme am wirksamsten bekämpfen“. Die politischen Eliten überschlagen sich immer wieder im Dreschen rassistischer Phrasen. Parteien, die von sich behaupten in der Mitte der Gesellschaft zu stehen, versuchen mit rassistischen und antisemitischen Parolen WählerInnen zu gewinnen. Anscheinend genügte allein der Gedanke, dass irgendwelche anderen Kriterien zählen könnten als Abstammung, Haar- und Augenfarbe, CDU und CSU um ein neues Zuwanderungsgesetz unbedingt verhindern zu wollen. Und das, obwohl die MacherInnen des Gesetzes selbst nicht müde werden zu betonen, dass es ihnen vor allem um die Begrenzung des Zuzugs gehe.
- Wir fallen ihnen ins Wort und nennen die Bieder- und Möllemänner, was sie sind: Brandstifter.
- Im Wahlkampf sammeln wir mit Hilfe „brauner Tonnen“ allzu plumpe Hetzschriften gleich wieder ein und begegnen entsprechenden Kampagnen mit satirischen Aufrufen, Straßentheateraktionen, Doppelpass-Torwänden usw.
- Wir ergreifen Partei und gehen mit eigenen Argumenten und konkreten Forderungen in die Diskussion. In der Debatte um ein Staatsangehörigkeitsrecht, das die Gewährung von Rechten endlich nicht mehr von der Herkunft unserer Großeltern abhängig macht, hieß unsere Losung: Gleiche Rechte für alle, die hier leben!
Praktische Solidarität üben
Gegen staatlichen Rassismus
Auch wer dauerhaft hier lebt, kann ohne deutschen Pass nicht mit gleichen Rechten rechnen. Am deutlichsten werden die Auswirkungen staatlicher rassistischer Politik aber im Umgang mit Flüchtlingen. Das Asylbewerberleistungsgesetz lässt für sie das soziale Existenzminimum (Sozialhilfe) nicht gelten. Selber arbeiten und Geld verdienen dürfen Flüchtlinge zunächst nicht. Die „Residenzpflicht“ hindert sie daran, am Wochenende mit Freundinnen zelten zu gehen. Kasernierung und eine Abschiebepraxis, die sich häufig weder um wirtschaftliche Not noch um die Gefahr von Folter und Mord wirklich schert, fordern unsere praktische Solidarität heraus.
- An Orten, in denen Flüchtlinge ihren Lebensunterhalt in Sachleistungen und Wertgutscheinen erhalten, gründen oder unterstützen wir Initiativen, die einen Umtausch der Gutscheine organisieren und andere Menschen finden, die ihre Einkäufe damit erledigen. So bleibt wenigstens ein kleiner Rest Selbstbestimmung und Kleingeld für das Nötigste.
- Wir ermuntern zu spontanem Eingreifen, um Abschiebungen mit dem Ferienflieger zu verhindern.
- Wir nehmen Kinder aus Flüchtlingsunterkünften mit in unsere Zeltlager. Oft gegen bürokratische Widerstände. So können wir der Isolation entgegenwirken und ermöglichen Kennenlernen und Zusammenleben.
- Ein besonderes Anliegen ist uns das Bekanntmachen und Einfordern der international anerkannten Rechte unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge. Die UN-Kinderrechtskonvention muss endlich auch in Deutschland vollständig umgesetzt werden!
Mehr als Anti…
Für eine andere Gesellschaft
Anti-Rassismus ist ein zentraler Teil unseres Selbstverständnisses und unseres Handelns. Unter Anti-Rassismus verstehen wir nicht nur einen Abwehrkampf gegen rassistische Tendenzen, sondern auch die Kritik an einer Gesellschaft, die auf Auslese und Ausgrenzung beruht. Wir wollen ein gewaltfreies und demokratisches Zusammenleben, streitbare Toleranz und Selbstbestimmung.
„Ein Antifaschist, der nichts ist als ein Antifaschist, ist kein Antifaschist“, schrieb Erich Fried.
In diesem Sinne ist unser Kampf gegen Rechts immer auch der Kampf für etwas. Wir benennen unsere Forderungen und das Ziel einer Gesellschaft, in der die sozialen Grundlagen jeder Ausgrenzung beseitigt sind.
Say the dirty word: Socialism!